Der von UCB International gestiftete Preis in Höhe von insgesamt € 20.000,- wurde feierlich während des 33. Internationalen Epilepsiekongresses in Bangkok, Thailand (22. - 26. Juni 2019) verliehen.
Der MICHAEL-PREIS 2019 wurde verliehen an:
Dr. Stéphanie Baulac ist Forschungsdirektorin und „group leader“ am Institut du Cerveau et de la Moelle in Paris. Sie ist eine exzellente Forscherin auf dem Gebiet der Genetik in der Epileptologie; sie hat zum gegenwärtigen Wissensstand wesentlich beigetragen, basierend auf einer langen Liste von höchst relevanten and herausragenden Publikationen. Ihre Untersuchungen resultierten in der Identifizierung von verschiedenen Epilepsie-Genen. In diesem Zusammenhang muss hervorgehoben werden, dass unser wachsendes Verständnis bzgl. der Genetik der Epilepsien wesentlich beiträgt zu einem besseren klinischen Management – durch präzise Diagnosen – und noch wichtiger – durch neue Möglichkeiten für maßgeschneiderte und individuelle therapeutische Ansätze.
Stéphanie Baulac ist bereits in jungen Jahren zu einer der führenden und bekanntesten Forscherinnen auf diesem Gebiet aufgestiegen. Sie hat ihre gesamte berufliche Karriere der Verbesserung unseres Verständnisses von genetischen Ursachen in der Epileptologie gewidmet.
Stéphanie Baulac hat 3 exzellente und höchst relevante Arbeiten publiziert, welche sich mit der Identifizierung und Charakterisierung von germline –, germline/mosaic – und somatischen Mutationen im DEPDC5-Gen im Gehirngewebe bei fokalen Epilepsien befassen. Weil DEPDC5 ein negativer Regulator im mTORC1 signaling pathway ist, führen loss-of-function Mutationen im mTORC1 zu Hyperaktivität. Aufbauend auf ihre vorherigen Arbeiten hat sie dann des Weiteren die Rolle der beschriebenen Mutationen in der Pathophysiologie bei fokalen kortikalen Dysplasien beschrieben. In einer weiterführenden, eleganten Versuchsanordnung, wurde anschließend die Relevanz der klinischen genetischen Befunde bei DEPDC5-Mosaik-Mutationen durch eine funktionelle Charakterisierung im Mausmodell bestätigt; dieses Modell basiert auf „CRISP-Case9 editing“ und inutero Electroporation. Dies ist ein herausragendes Beispiel einer genetischen Forschung, durch welche die funktionelle Bedeutung von klinisch-genetischen Befunden durch experimentelle Studien weiter untersucht wird.
Wie bereits dargelegt zeichnen die Befunde in einer der Arbeiten der Preis-Kandidatin vielversprechende (neue) Wege auf für die Behandlung von Pharmaka-resistenten fokalen Epilepsien durch „mTORC1-targeting“ Behandlungsansätze, welche bei anderen Ätiologien schon angewendet werden.
Dr. Baulac hat so wesentlich auf dem Gebiet der Genetik in der Epileptologie beigetragen; sie ist eine würdige Kandidatin für den Michael-Preis 2019.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung ihrer prämierten Arbeit [englisch].
Dr. Birgit Frauscher vom Institut für Neurologie und Neurochirurgie der McGill Universität in Canada ist wegen ihrer herausragenden Arbeit auf dem Gebiet der Neurophysiologie in der Epilepsie ein geschätztes und angesehenes Mitglied der Forschungsgemeinschaft dieses Institutes.
Es gibt wichtige Interaktionen zwischen Schlaf und Epilepsie; Schlaf kann das Auftreten von epileptischen Anfällen beeinflussen – und eine Epilepsie kann sich auf den Schlaf auswirken. Dr. Frauscher, welche schon sehr bekannt war für ihre exzellenten Arbeiten in der Schlafforschung, hat ihre Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiete der Schlafforschung auf die Epileptologie ausgeweitet. In Ihrem Artikel, welcher für den Michael-Preis ausgewählt worden ist (Frauscher B, von Ellenrieder N, Ferrari-Marinho T, Avoli M, Dubeau F, Gotman J. Facilitation of epileptic activity during sleep is mediated by high amplitude slow waves. Brain 2015; 138: 1629–41), hat sie durch die Kombination von Oberflächen-EEG und invasivem EEG die wichtige Rolle der hohen Synchronisationsgrade langsamer Wellen im Schlaf für die dann leichtere Generierung von epileptischer Aktivität herausgearbeitet. Zum anderen hat sie in einer weiteren ausgewählten Arbeit den negativen Einfluss von interiktalen spikes auf die Generierung von Schlafspindeln im Hippokampus nachgewiesen (Frauscher B, Bernasconi N, Caldairou B, von Ellenrieder N, Bernasconi A, Gotman J, Dubeau F.Sleep. 2015 Dec 1;38(12):1927–3: Interictal hippocampal spiking influences the occurrence of hippocampal sleep spindles).
Über ihre exzellente und wichtige Forschung unter Verwendung von extra- und intrazerebralen EEGs hinaus, einschließlich der Forschung zur Natur und Signifikanz von Spikes als auch von hohen und langsamen Wellen für die Anfallsgenerierung und für die Anfallslokalisation, hat Dr. Frauscher physiologische Oszillationen und regionsspezifische normale Aktivitäten dargestellt, um solche Aktivitäten besser von epileptischer Aktivität unterscheiden zu können. Die 3. ausgewählte Publikation (Frauscher B, von Ellenrieder N, Zelmann R, Doležalová I, Minotti L, Olivier A, Hall J, Hoffmann D, Nguyen DK, Kahane P, Dubeau F, Gotman J. Atlas of the normal intracranial electroencephalogram: neurophysiological awake activity in different cortical area; Brain 2018; Apr 1;141(4):1130–1144) wird sich als die ReferenzArbeit herausstellen für das Studium pathologischer Aktivität im Gehirn.
Dr. Frauscher hat so wesentlich zu einem besseren Verständnis der Neurophysiologie in der Epileptologie beigetragen, weshalb sie zu recht für den Michael-Preis 2019 vorgeschlagen wird.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung ihrer prämierten Arbeit [englisch].
Heidrun Potschka,
Yusi Inoue,
Jean Gotmann
[ deutsche Übersetzung H. H. ]
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